13. Visionfestival NYC...aus Schweizer Sicht

WOZ  DIE WOCHENZEITUNG Ausgabe vom 14. August 2008

13. Vision Festival - Freie Töne in dünner Luft 

von Fredi Bosshard, New York 

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Es war einmal ein Maler

Die Geschichte des Vision Festival beginnt mit einem Märchen. 1981 ging der aus Wuppertal stammende Bassist Peter Kowald (1944-2002) eine Arbeitsbeziehung mit dem aus der DDR emigrierten Künstler A.R. Penck ein und lernte in New York William Parker kennen. Als Kowald zwei Jahre später ein Stipendium für einen Aufenthalt in New York erhielt, drückte ihm Penck mit den Worten «do something real» einen Plastiksack mit 50000 D-Mark in die Hand. Das entsprach damals ungefähr 20000 US-Dollar. Mit diesem Geld organisierte Kowald 1984 das erste Sound Unity Festival, das MusikerInnen aus den USA und Europa und darüber hinaus «african-american» und «european-american» MusikerInnen gemeinsam auf die Bühne brachte. In Kowalds Gruppe spielten die Pianistin Marilyn Crispell und der Saxofonist Charles Gayle. William Parker und Patricia Nicholson führten «A Thousand Cranes Opera» für Musik und Tanz auf, A.R. Penck entwarf das Bühnenbild. Der legendäre Trompeter Don Cherry präsentierte «Kangaroo Hoopie» mit einem Orchester, dem Brötzmann und Kowald angehörten. Irène Schweizer spielte in Brötzmanns Alarm-Orchester neben David S. Ware, Kowald und Parker. Diese Geschichte ist im Film «Rising Tones Cross» von Ebba Jahn dokumentiert, der inzwischen als DVD erhältlich ist.


1988 fand ein zweites Sound Unity­ Festival statt, 1994 und 1995 folgten zwei Minifestivals, die schlecht besucht waren und von der Presse kaum wahrgenommen wurden. Nicholson und Parker trieben den Aufbau der nichtkommerziellen Kollektivorganisation Arts for Art voran, die bis heute das Vision Festival organisiert. Mit einer Freiwilligenorga­nisation, einigen Tausend Dollar von einem privaten Spender und Goodwill von vielen KünstlerInnen wurde das erste «Vision for the 21st Century Arts Festival» im Juni 1996 zu einem Erfolg...